Männchen, Weibchen oder weder noch?

Für viele Lebewesen ist es normal, ihr ganzes Leben dasselbe Geschlecht zu haben. Nicht für alle. Es gibt Tiere, die als Männchen auf die Welt kommen und später Weibchen werden oder umgekehrt. Andere Tiere können sogar beeinflussen, ob aus ihren Eiern Männchen oder Weibchen schlüpfen.
Ameise

Die Königin bestimmt

Das Oberhaupt einer Ameisenfamilie ist die Ameisenkönigin. In einem Ameisenhaufen leben aber auch Arbeiterinnen und Männchen. Auf ihrem Hochzeitsflug paart die Königin sich mit mehreren Männchen. Danach paart sie sich nie mehr. Sie speichert die Samen der Männchen in ihrem Hinterleib und befruchtet damit die Eier. Jedoch nicht alle, denn auch aus unbefruchteten Eiern schlüpfen junge Ameisen.

Die Ameisen aus befruchteten Eiern sind immer Weibchen, während aus unbefruchteten Eiern nur Männchen schlüpfen. Die Ameisenfamilie kann Tausende oder sogar Millionen Mitglieder haben, daher wird sie auch Kolonie genannt.

In der Kolonie legt meist nur die Ameisenkönigin Eier. Sie befruchtet die meisten Eier, denn sie benötigt viele Arbeiterinnen. Nach einer gewissen Zeit entwickeln sich auch neue Königinnen aus den befruchteten Eiern, die dann selbst zu ihrem Hochzeitflug aufbrechen, um eine eigene Kolonie zu gründen. Mehr über Ameisen erfährst du hier.

Kein einziges Männchen

Bei den Amazonenkärpflingen sind alle Tiere Weibchen. Es gibt keine Männchen. Die Fische vermehren sich durch Jungfernzeugung. Das heisst, obwohl kein Männchen die Eier befruchtet hat, schlüpfen daraus Junge. Weil die Jungen immer gleich sind wie die Mutter, gibt es nie männlichen Nachwuchs.

Die Amazonenkärpflinge versuchen sich mit anderen Fischarten wie dem Breitflossenkärpfling zu paaren. Die Samen des Breitflossenkärpflings dringen in die Eier des Amazonenkärpflings ein und lösen so aus, dass sich ein Junges entwickelt. Trotzdem ist der Breitflossenkärpfling nicht der Vater, denn er vererbt keine Körpermerkmale an das Junge. Das Junge entwickelt sich nur aus dem, was die Mutter ihm vererbt. Deshalb schlüpfen nur Amazonenkärpfling-Weibchen.

weiss-oranger Clownfisch in Anemone

Bunte Verwandlungskünstler

Clownfische kommen immer als Männchen auf die Welt und leben in einer Gruppe, in der es nur ein einziges Weibchen gibt. Das Weibchen ist die Anführerin der Gruppe. Nur das grösste Männchen der Gruppe kann sich mit dem Weibchen paaren. Stirbt das Weibchen, verwandelt sich das grösste Männchen in ein Weibchen und übernimmt die Führung.

Der Clownfisch verwandelt sich nur einmal im Leben und nur vom Männchen zum Weibchen. Andere Fischarten, zum Beispiel der Fahnenbarsch, leben in einer Gruppe von Weibchen mit nur einem Männchen. Stirbt das Männchen, verwandelt sich das grösste Weibchen in ein Männchen. Sie machen somit die umgekehrte Verwandlung des Clownfisches.

Was sind Zwitter?

Tiere, die mehr als ein Geschlecht haben können, nennt man Zwitter. Dabei gibt es Zwitter, die von einem Geschlecht zum anderen wechseln und Zwitter, die gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane haben. Die Tiere können nicht selbst entscheiden, wann sie ihr Geschlecht wechseln. Beim Wechsel spielen unterschiedliche Dinge mit rein, etwa, wie viele Weibchen oder Männchen in der Nähe leben, wie alt die Tiere sind oder wie warm die Umgebung ist. 

Männchen oder Weibchen? Beides!

Der Regenwurm ist Männchen und Weibchen gleichzeitig. Das heisst, jeder Regenwurm trägt Eier und Samen in sich. Wenn sich zwei Regenwürmer paaren, geben die Regenwürmer jeweils dem anderen von seinen Samen. So werden die Eier von beiden Regenwürmern befruchtet. Die Paarung kann mehrere Stunden dauern.

Regenwurm
Junge Meeresschildkröten graben sich aus dem Sand

Was wird’s?

Männchen oder Weibchen? Bei den meisten Tieren entscheidet sich das bereits, während das Ei befruchtet wird. Bei Meeresschildkröten ist das anders: Während sich das Junge im Ei entwickelt, entscheidet die Temperatur, ob ein Männchen oder ein Weibchen daraus schlüpft. Bei 29.5 Grad Celsius schlüpfen ungefähr gleich viele Männchen wie Weibchen aus den Eiern. Ist es wärmer, schlüpfen mehr Weibchen. Ist es kälter, gibt es mehr Männchen.