Die Reise der Zugvögel

Im Frühling kehren die ersten Zugvögel in die Schweiz zurück. Dann freuen wir uns über ihren Gesang. Die Vögel haben eine lange Reise hinter sich. Wo waren sie und wie haben sie den Weg zurück in die Schweiz gefunden?

Was sind Zugvögel?

Viele Vögel, die in der Schweiz leben, sind Zugvögel. Für die kalten Wintermonate ziehen sie in wärmere Gebiete. Die meisten Zugvögel verbringen den Winter im Süden. Erst zwischen Februar und Juni kehren sie zurück, um zu brüten.

 

Bei den Zugvögeln gibt es Langstrecken- und Kurzstreckenzieher. Wie der Name sagt, legen die einen Vögel einen längeren Weg zurück als die anderen. Langstreckenzieher verbringen den Winter südlich der Wüste Sahara, zum Beispiel in Senegal, Nigeria oder sogar in Südafrika. Ein Weg ist dabei mindestens 3500 km lang.

Ein Vogel im sonnigen Senegal mit Palmen.

Wieso ziehen manche Vögel in den Süden?

Im Winter ziehen viele Vögel in den Süden, weil es dort für sie mehr Nahrung gibt. Vor allem Vögel, die sich von Insekten ernähren, finden im Winter in der Schweiz wenig zu fressen. Aber wieso bleiben die Vögel nicht gleich das ganze Jahr im Süden? Forscher:innen erklären sich das so: Im Frühling brauchen die Vögel besonders grosse Mengen Futter, weil sie brüten. Zu dieser Zeit finden sie im Norden viel davon. Im Süden hingegen müssen sie die Nahrung mit zahlreichen anderen Vögeln teilen. 

Eine Bachstelze hat eine Libelle im Schnabel.

Wie wissen die Zugvögel, wann sie losfliegen müssen und wann sie zurückkehren sollen?

Viele Vögel fliegen automatisch los. Sie haben dazu eine Art innere Uhr. Wissenschaftler:innen nennen das «Zugtrieb». Sobald es Zeit ist, loszuziehen, werden die Vögel unruhig, da der Zugtrieb einsetzt. 

Ein Braunkehlchen fliegt los.

Woher wissen die Zugvögel, wohin sie fliegen müssen?

Viele Zugvögel wissen den Weg automatisch, da er in ihren Genen gespeichert ist. Gene sind so etwas wie Baupläne im Körper, in denen von Geburt an festgehalten ist, welche Merkmale ein Lebewesen hat. Andere Zugvögel lernen den Weg von älteren Vögeln kennen. 

 

Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass sie ihn nach ihrem ersten Vogelzug wissen. 

Die Erdkugel, Sicht aus dem Weltall

Wie orientieren sich Zugvögel?

Vögel haben einen sehr guten Orientierungssinn. Sie orientieren sich etwa mithilfe der Sonne und des Sternenhimmels. Wenn Sonne und Sterne nicht sichtbar sind, können sie sich nach dem Magnetfeld der Erde richten.  

 

Das Magnetfeld der Erde bewirkt, dass sich die Nadel bei einem Kompass nach Norden ausrichtet. Die Zugvögel haben keinen Kompass wie wir Menschen, sondern eine Art inneren Kompass. Forscher:innen haben herausgefunden, dass sich dieser Kompass bei einigen Vögeln im Auge befindet. Dadurch merken sie, ob sie Richtung Pol oder Richtung Äquator fliegen.  

  

Um einen genauen Ort zu finden, reicht dieser Kompass allerdings nicht aus. Daher besitzen Zugvögel zusätzlich eine Art Navigationssystem. Das Navigationssystem ist wie eine innere Karte.  Forscher:innen gehen davon aus, dass dafür der Schnabel der Vögel sehr wichtig ist. So wissen die Vögel, wohin sie fliegen müssen. 

 

Einige Vögel können sich auch an grossen Flüssen oder Bergen orientieren, um den Weg zu finden.

Ein Kompass

Wie bereiten sich die Vögel auf die Reise vor?

Um auf der langen Reise durchzuhalten, treffen die Vögel unterschiedliche Vorbereitungen. Zum Bespiel fressen sie vor dem Abflug viel und legen so Fettreserven an. Vögel, die sonst Insekten fressen, ernähren sich dann auch von Beeren, Früchten oder Samen. Einige Vögel können in dieser Zeit ihr Gewicht sogar verdoppeln.   

 

Um lange Zeit gut fliegen zu können, sind auch gesunde Federn wichtig. Die Vögel erneuern sie regelmässig. Man nennt diesen Federwechsel «Mauser». 

Ein Kiebitz zieht mit dem Schnabel einen Wurm aus dem Erdboden.

Welche Gefahren und Hindernisse gibt es auf der Reise?

Zugvögel müssen oft Wüsten, Meere oder Gebirge überqueren. Dort gibt es wenige Orte, wo sie eine Pause machen und Nahrung finden können. Die Zugvögel müssen darum genug Fettreserven haben, damit sie den Weg überleben. Auch Stürme können gefährlich sein. Manchmal treibt der Sturm sie von ihrem Weg ab und sie verlieren viel Energie.   

 

Es gibt unterwegs auch Gefahren, die mit uns Menschen zu tun haben. Wenn es Nebel hat, werden die Vögel von den vielen Lichtern in den Städten und Dörfern abgelenkt. Dann kann es passieren, dass sich die Vögel in eine Stadt verirren und nicht wieder herausfinden.

Die Wüste Sahara mit leuchtend orangem Sand und blauem Himmel

Wie können wir Menschen den Zugvögeln helfen?

Wir können Orte erhalten, an denen Zugvögel brüten oder Pause machen. Das heisst, wir lassen die natürliche Landschaft, wie sie ist und bauen dort zum Beispiel keine Häuser.

Ein Moorgebiet mit einem Teich, Moos, Gras und Bäumen.