Lemuren gibt es nur auf Madagaskar und auf einigen kleinen Nachbarinseln.
Viele Arten wurden erst spät entdeckt und sind noch kaum erforscht.
Bis jetzt kennt man etwa 100 Lemurenarten auf Madagaskar. Die Hälfte davon wurde erst in den 1980er-Jahren entdeckt. Am bekanntesten sind wahrscheinlich die Kattas mit ihrem schwarz-weiss geringelten Schwanz. In der Bildergalerie etwas weiter unten lernst du noch andere Arten kennen.
Die verschiedenen Lemurenarten leben in sehr unterschiedlichen Lebensräumen. Einige leben im tropischen Regenwald, andere in Wüsten. Meistens halten sich Lemuren in Baumkronen auf. Auf den Boden kommen sie nur, wenn sie den Nachbarbaum nicht durch Springen erreichen können. Manche Lemuren sind am Tag aktiv, andere in der Nacht. Tagaktive Lemuren sitzen am frühen Morgen oft auf dem Boden. Dann nehmen sie ein Sonnenbad, um sich aufzuwärmen.
Lemuren sind für ihren Lebensraum sehr wichtig. Sie sind die Gärtner von Madagaskar. Viele Pflanzensamen werden nur von ihnen verbreitet. Die Lemuren müssen einige Samen sogar zuerst essen, bevor diese überhaupt wachsen können.
Lemuren ernähren sich hauptsächlich von Blättern und Früchten. Einige Arten fressen auch Insekten und Larven.
Das Aye-Aye ernährt sich zum Beispiel hauptsächlich von Insektenlarven. Dank seinen grossen Ohren kann es die Larven auch dann noch hören, wenn sie sich tief in einem Baumstamm verkrochen haben. Wenn das Aye-Aye etwas gefunden hat, nagt es mit seinen Schneidezähnen das Holz auf. Mit seinem langen Mittelfinger stochert es im Gang der Larve herum, bis es sie herausholen kann.
Lemuren leben oft in Gruppen zusammen. Diese Gruppen können je nach Art unterschiedlich gross sein. Das älteste Weibchen ist meistens die Chefin.
Kattas klären die Rangordnung auf eine besondere Art: Die Männchen machen Stinkkämpfe. Wer am meisten stinkt, gewinnt!
Bei einigen Lemurenarten bleiben Männchen und Weibchen ein Leben lang zusammen, zum Beispiel beim Indri, der grössten Lemurenart. Bei anderen Arten hat ein Männchen mehrere Weibchen.
Die meisten Jungen kommen am Ende der Trockenzeit (September bis Dezember) zur Welt. Dann hat es am meisten Futter und die Mütter können ihren Nachwuchs gut ernähren. Die Tragzeit dauert je nach Art zwischen drei und vier Monaten. Meist gebärt das Weibchen ein bis drei Junge.
Bei vielen nachtaktiven Lemuren bleiben die Neugeborenen während den ersten Wochen im Blätternest. Später bringt die Mutter sie zu einer geschützten Stelle, während sie nach Futter sucht. Bei anderen Arten tragen die Mütter ihre Jungen mit sich herum. Nach einigen Monaten beginnen die Jungtiere ebenfalls, Blätter und Früchte zu fressen.
Die Lemuren leiden vor allem darunter, dass ihr Lebensraum zerstört wird. Von den grossen Waldflächen ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben. Obwohl es verboten ist, holzen Leute die Wälder ab. Sie bekommen viel Geld, wenn sie das wertvolle Tropenholz in andere Länder verkaufen. Daraus entstehen zum Beispiel Möbel oder Musikinstrumente.
Andere Menschen sind gezwungen, Bäume zu fällen, damit sie überleben können. Sie brauchen das Holz, um Feuer zu machen, denn auf Madagaskar kocht man auf einer offenen Feuerstelle. Ausserdem brennen sie Waldflächen ab; so können sie zum Beispiel Reisfelder anlegen.
Der WWF setzt sich dafür ein, dass neue Nationalparks und Schutzgebiete entstehen. Gleichzeitig informieren und unterstützen die Leute vom WWF die Bevölkerung. Sie stellen den Menschen zum Beispiel neue Herde zur Verfügung. Es gibt Sparöfen, die nur halb so viel Holz oder Holzkohle verbrauchen oder Solarkocher, die ganz ohne Brennstoff funktionieren.