Murmeltiere haben ein dickes Fell, das sie vor Kälte schützt. Winterschlaf halten sie also nicht, weil es ihnen im Winter zu kalt ist, sondern weil sie unter der dicken Schneedecke nichts zu fressen finden würden. Alle paar Wochen wachen die Tiere auf. Damit sie dabei nicht zu viel Fettreserven verbrauchen, wachen alle Tiere gleichzeitig auf und wärmen sich so gegenseitig.
Weltweit gibt es 14 Murmeltierarten. Sechs davon leben in Nordamerika, sieben in Asien und nur eine Art in Europa – das Alpenmurmeltier.
Wie das Alpenschneehuhn lebte das Murmeltier während der Eiszeit in der Steppe. Erst als es immer wärmer wurde, wanderte es in die kühlen Bergregionen. Heute lebt das Alpenmurmeltier auf Wiesen oberhalb der Baumgrenze bis zu 3000 Meter über Meer und auf baumfreien Alpweiden.
Um sich zu verstecken, graben Murmeltiere einen bis zu sieben Meter tiefen Bau in den Boden, der aus mehreren Wohn- und Schlafhöhlen, Eingängen und Toiletten besteht. Man findet Murmeltiere meistens auf der Südseite der Berge, weil dort im Frühling der Schnee früher schmilzt.
Murmeltiere sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Gräsern, Kräutern und Blüten, die sie auf den Bergwiesen finden. Doch die Sommer in den Alpen sind kurz und lassen den Murmeltieren nur wenig Zeit, sich genügend Fettreserven für den langen Winter anzufressen. Deshalb bevorzugen sie Pflanzen mit viel Fett wie den Alpenklee.
Murmeltiere leben in Familien von bis zu 20 Tieren. Die Eltern sind die ranghöchsten Tiere. Der Rest der Gruppe besteht aus verschieden alten Jungtieren, wobei die älteren Geschwister helfen, auf die jüngeren aufzupassen.
Während die Tiere fressen, passen alle Erwachsenen auf, ob sich ein Feind nähert. Hat ein Murmeltier eine Gefahr entdeckt, pfeift es laut. Pfiffe von jungen, unerfahrenen Tieren werden von der Gruppe meist ignoriert. Pfeifen jedoch ranghohe Tiere, fliehen alle so schnell wie möglich zum nächsten Eingang in den sicheren Bau.
Das Leben in einer grossen Gruppe ist besonders im Winter sehr wichtig. In der kalten Jahreszeit finden die Murmeltiere keine Nahrung. Deshalb halten sie bereits ab Oktober Winterschlaf. Dazu polstern sie schon im Sommer eine Schlafhöhle mit viel trockenem Gras aus. Darin kuscheln sich alle dicht zusammen und nehmen die kleinsten in die Mitte, wo es am wärmsten ist. Ein einzelnes Murmeltier hat praktisch keine Chance, den Winter zu überleben.
In einer Murmeltiergruppe kriegt nur das ranghöchste Weibchen Junge. Diese kommen im Frühsommer zur Welt und sind in den ersten Wochen noch nackt und blind. Sechs Wochen lang bleiben die Kleinen im Bau und werden von der Mutter gesäugt. Danach verlassen sie den Bau und fressen wie die anderen Murmeltiere Gräser und Kräuter.
Murmeltiere sind erst mit drei Jahren ausgewachsen. Solange bleiben sie bei der Familie und üben sich mit ihren Geschwistern in Revierkämpfen. Nach drei bis sechs Jahren verlassen sie die Gruppe, um ihre eigene Familie zu gründen.
Murmeltiere sind an kalte Temperaturen angepasst. Da sie kaum schwitzen, überhitzen sie an warmen Tagen schnell. In der sommerlichen Mittagshitze unterbrechen Murmeltiere oft die Nahrungssuche, um sich im Schatten oder im Bau abzukühlen. Der Klimawandel führt besonders in den Alpen zu einem starken Temperaturanstieg. Das bedeutet für die Murmeltiere immer längere Mittagspausen und immer weniger Zeit, um sich wichtige Fettreserven anzufressen.
Auch Bergtouristen können Murmeltiere bei der Futtersuche stören. Reicht einem Murmeltier die Zeit im Sommer nicht, um sich genügend Fett für den Winter anzufressen, sinken die Chancen stark, dass es den Winter überlebt.
Auch du kannst dazu beitragen, das Klima und damit das Murmeltier zu schützen:
Störe beim Wandern in den Bergen wilde Tiere so wenig wie möglich.